Ganz in der Nähe der Villa Hügel liegt die Siedlung Brandenbusch. Unsichtbar und trotzdem nah scheint das Kruppsche Motto gewesen zu sein. Die Siedlung liegt gut geschützt fernab der Hauptstraße. Die Nähe zur Industriellenvilla hatte Ihre Gründe. Bis zu 600 Angestellte wohnten in der Siedlung und waren so auch kurzfristig abrufbar. Die Familie Krupp unterhielt auch zuhause ein Unternehmen. So zählten unter anderem Zimmermeister, Schmiede, Küchendiener, Kutscher und Gärtner zu den Angestellten.
Im Gegensatz zu anderen Siedlungen in Essen stand nicht die Wohltätigkeit bei der Erbauung durch Friedrich Alfried Krupp im Vordergrund. Dies spiegelt sich auch in der Größe der Wohn- und Gartenfläche wieder. Diese unterlief einer klaren Hierarchie. Höhere Bedienstete hatten größere Flächen als niedrigere Bedienstete. Ebenso hatten ranghöhere Angestellte gewisse Privilegien und durften den Hügelpark sowie den Schlittschuhteich nutzen.
Daneben gab es zentrale Gemeinschaftseinrichtungen wie die Räucherkammer und die Dampfwäscherei. Ebenso war der anliegende Wald für alle Bewohner nutzbar und zur Erholung gedacht. Auffällig sind die vorherrschenden Farben rot und grün. Durch die Farben erhält die Siedlung einen einheitlichen Look trotz architektonischer Unterschiede.
Große Gärten und prachtvolle Blüten geben Hinweise auf die gartenstädtische Struktur. Man arbeitet und wohnt außerhalb der Stadt in einer ländlichen Siedlung, die aber über eine eigene Infrastruktur verfügt und somit autonom ist.
Die meisten Häuser bestehen aus zwei Etagen mit Zwischengeschossen und verfügen über Sichtfachwerk. Ab 1885 wurde an der Siedlung gebaut. Auch die Baustile unterlagen während dieser Zeit gewissen Trends. Nach 1902 orientierte man sich Richtung Landhausarchitektur, die zu diese Zeit angesagt war. Damit durchbrach man den symmetrischen Baustil und die Fassaden der neuen Bauten wurden durch asymmetrische Elemente ergänzt.
1906 wurde die Evangelische Kirche mit Bruchsteinsockel und Holztonnengewölbe errichtet. Im Innenraum der Kirche findet man auch heute noch die mit mit drei Ringen, dem Unternehmenssymbol der Krupps, verzierten Sitzbänke. Diese waren der Familie Krupp vorbehalten.
Funfact: 1953 heiratete hier der spätere Bundespräsident Richard von Weizsäcker, der zu der Zeit eine Villa ganz in der Nähe bewohnte. 1914 war das Projekt Brandenbusch abgeschlossen. Neubauten werden auch heute noch, wie man auf den Bildern sieht, farblich integriert.
Fotos und Text: Sara Fischer
Quellen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Siedlung_Brandenbusch
https://www.route-industriekultur.ruhr/themenrouten/19-arbeitersiedlungen/siedlung-brandenbusch.html
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