Wie viele andere hat es auch mich gestern bei dem Wetter vor die Tür gezogen. Es fühlte sich wie ein erster Frühlingstag an und ich konnte förmlich hören, wie kleine Steine von den coronageschundenen Herzen der Menschen fielen, weil sie endlich ihre Nasen in die schon fast warme Luft stecken konnten. Ich habe das frühlingshafte Wetter genutzt, um meinen Lieblingsplatz an der Ruhr zu besuchen. Ein alter knorriger Baum. Ich war lange nicht mehr hier. Die unendlichen Regentage haben die Ruhr anschwellen lassen, aber zwischen großen Pfützen konnte ich mir einen Weg zu meinem Platz bahnen.
Schon oft saß ich hier im Sommer auf diesem Baum. Mit einer Picknickdecke kann ich mich so richtig in den Baum legen und es fühlt sich an, als würde er seine schützenden Arme um mich legen. Ein richtiger Kraftort. Zudem liegt er nicht direkt am Wasser, sodass man im Sommer ziemlich ungestört ist, während die anderen um die besten Plätze direkt an der Ruhr kämpfen.
Bei dem wunderbaren Wetter hatte ich das Gefühl, ich könnte die Wolken wie Zuckerwatte vom Himmel zupfen, so fluffig und tief hingen sie. Ich mag diesen Platz so gerne, weil ich hier so weit schauen kann. Es liegt ziemlich nah an Rüttenscheid und egal wo ich hinschaue, sehe ich als erstes Häuser und der Blick ist typisch Stadt ziemlich verbaut. Ab und zu überkommt mich einfach eine Sehnsucht nach mehr Sehen. Dann setze ich mich aufs Fahrrad, steige direkt hinter meinem Haus auf die Trasse ein, radel 5 km abwärts und komme an diesen wunderbaren Ort. Tief durchatmen, das Herz öffnen und die Augen in die Ferne schweifen lassen.
Mensch und Tier haben sich gleichermaßen über das Wetter gefreut und so habe ich neue Bekanntschaften auf meinem Weg gemacht.

Bilder: Sara Fischer
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