Getreide, Saatgut und Futtermittel wurden einst im Hinterhof der Grabenstraße verpackt, gelagert und verkauft. Das alte Rolltor zum Be- und Entladen der Waren ist noch vorhanden. In den Hallen stapeln sich übrig gebliebene Tüten für Vogelfutter und Katzenstreu. In der oberen Etage sieht es fast so aus, als wären die Arbeiter nur mal kurz zur Frühstückspause gegangen. Das war 2015.
In diesem Jahr gaben die Nachkommen des Familienunternehmens Erbslöh einer Gruppe Duisburger Künstler*innen die Chance, sich auf der großen, mittlerweile leer stehenden Fläche auszutoben und dafür all das Material zu nutzen, was nun keine andere Verwendung mehr hatte.
Das entstehende Projekt wurde "Grabowski" getauft, so wie der Maulwurf aus dem Kinderbuch von Luis Murschetz. Weil das grabende Tierchen zum Straßennamen passte und das "-ski" perfekt zum Pott wie Schimanski oder Koslowski.
Knapp ein Dutzend Kreative zogen nach und nach ein und wieder aus, eroberten und gestalteten Räume. Es wurde gemeinsam gearbeitet, gefrühstückt, ausgestellt. Die grauen Wände wurden bunt, von der Decke hingen plötzlich Fahrräder, Schiffe, Schaukeln und ein Labyrinth. Neue Musik hallte durch das alte Lager und der Betonboden mutierte zur Tanzfläche.
Vier Jahre währte das künstlerische Glück, dann wurde das Objekt verkauft und das Gebäude geräumt. Eine inspirierende Zeit ging zu Ende.
Warum dieser Rückblick?
Ein bisschen aus Nostalgie, denn gerade neulich fuhr ich mit dem Rad an der Einfahrt zur Halle vorbei und dachte an das Grabowski-Projekt zurück.
Ein bisschen aus Erstaunen, denn das alte Gemäuer steht immer noch genau so da, wie wir es verlassen haben. Nix da von "wird abgerissen".
Und dann auch noch, um allen Mut zu machen, die eine leer stehende Hinterhofimmobilie besitzen. Warum nicht eine Schar verrückter Maulwürfe mit künstlerischen Visionen einladen, die Fläche (zumindest zeitweise) zu erobern?
Denn am Ende bleibt immer etwas Positives zurück.
Fotos: Verena Meyer
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