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Der Rattenfänger von Hameln

Im Jahr 1284 ließ sich zu Hameln ein wunderlicher Mann sehen. Er hatte einen Rock von vielfarbigem, buntem Tuch an, weshalb er Bundting soll geheißen haben, und gab sich für einen Rattenfänger aus, indem er versprach, gegen ein gewisses Geld die Stadt von allen Mäusen und Ratten zu befreien. Die Bürger wurden mit ihm einig und versicherten ihm einen bestimmten Lohn. Der Rattenfänger zog demnach ein Pfeifchen heraus und pfiff, da kamen alsobald die Ratten und Mäuse aus allen Häusern hervorgekrochen und sammelten sich um ihn herum. Als er nun meinte, es wäre keine zurück, ging er hinaus, und der ganze Haufen folgte ihm, und so führte er sie an die Weser ...

 

So beginnt die alte Sage der Gebrüder Grimm und noch heute stößt man, wenn man das kleine Städtchen Hameln besucht, überall auf Ratten und seinen Fänger. Da gibt es die in Bronze gegossenen Rattensymbole im Asphalt, die mir als Besucherin den Weg zu besonders sehenswerten historischen Orten weisen: Zum Beispiel zum imposanten Rattenfängerhaus, in dem nun ein indisches Restaurant seine Heimat gefunden hat. An ihm führt seitlich die Bungelosenstraße vorbei, durch die der Rattenfänger angeblich die 130 Kinder aus der Stadt geführt haben soll, nachdem er seinen versprochenen Lohn nicht erhalten hatte.

 

Nur ein paar Schritte weiter steht ein Rattenfängerbrunnen, gleich bei den zwei wunderschönen Gebäuden Leist- und Stiftsherrenhaus, windschief, herrlich verziert und mit reichen Schnitzereien versehen. Eine Augenweide.

 

Hier begegne ich dann tatsächlich auch einem Rattenfänger aus Fleisch und Blut, welcher standesgemäß ausgestattet mit Schnabelschuhen, Feder am Hut und Pfeife eine Horde Tourist*innen durch die Altstadt geleitet.

 

Das Hochzeitshaus ist leider eingerüstet und auch für das Glockenspiel, bei dem der Rattenfänger zu bestimmten Uhrzeiten seine Runden dreht, komme ich nicht rechtzeitig. Egal, singe ich eben allein das Weserlied: Hier hab’ ich so manches liebe Mal mit meiner Laute gesessen,
hier schaut’ ich hinunter in’s weite Thal, und hatte die Welt vergessen (Dingelstedt 1835). Also auf zum Flussufer, ist schließlich auch fußläufig erreichbar.

 

Und an der Weser ebenso, wie soll es anders sein: Ratten! Ganz oben auf der Brücke, über die ich die grüne Insel Werder erreiche, hockt einer der goldenen Nager. Von der Brücke aus habe ich einen herrlichen Blick zu Schleuse und Münster. Ja, da könnte man durchaus mal die Welt vergessen, würde nicht grummelnd ein Gewitter aufziehen.

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 Verena Meyer

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