Einschornsteinsiedlung

Gefühlt tausend Mal bin ich über die Lothar- und Mozartstraße Richtung Regattabahn geradelt und an ihr vorbei gekommen. Habe die Reihe blauer Häuser bewundert, die wie eine kleine, idyllische Ferienhaussiedlung anmutet, bin aber nie abgebogen, um mir die "historische Sehenswürdigkeit" anzusehen, die dahinter verborgen liegt.

Jetzt aber, heute, ganz spontan fahre ich eine Schleife über Kortumstraße und Co und schaue sie mir an, die berühmte Einschornsteinsiedlung, benannt nach dem alles überragenden Schornstein aus Ziegelsteinen, der immer noch das Zentrum der Typenhaussiedlung in Duisburg-Neudorf bildet. Ein Paradebeispiel für das „Neue Bauen“ der 1920er-Jahre stellt dieses Kleinod dar und es erfüllte hohe Standards hinsichtlich Bauweise, Wohngrundrissen und -komfort, Funktionalität, Gestaltung, Infrastruktur und des sozialen Reformgedankens.

Heute gibt es das zentrale Gebäude nicht mehr, welches damals sowohl den architektonischen Mittelpunkt als auch das soziale Zentrum der Siedlung bildete. Gemeinschaftsräume gab es hier ebenso wie ein Heizkraftwerk, welches die komplette Siedlung mit Fernwärme und Warmwasser versorgte, ein Komfort, der in diesen Jahren durchaus noch nicht üblich war.

Aber es stehen noch die Ein- und Mehrfamilienhäuser, welche sich in einer geschlossenen, rechteckigen Struktur mit viel grün zusammenschließen. Insbesondere die kleinen Reihenhäuser,  würfelartige Gebäude in Gelb und Blau mit flachen Dächern und klarer, gleichmäßiger Form, sind faszinierend und auch heute noch modern.

Wenn ihr also auch ab und an durch Neudorf radelt und Lust auf spannende Architektur habt, macht einen Abstecher hierher und taucht einen Moment ein in diese eigene, kleine Welt.

Fotos: Verena Meyer

Mehr Infos: Katrin Becker: „Einschornstein-Siedlung in Duisburg”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-271129 (Abgerufen: 5. Mai 2023)

Zitat: baukunst-nrw.de