Wir betreten den quadratischen Klotz von der Schwanenstraße her, durchqueren das menschenleere Erdgeschoss, in dem sich alte Belüftungsrohre stapeln und weiß-rotes Flatterband eine große Baustelle markieren. Der alte Lastenaufzug bringt uns in den vierten Stock, wo inmitten des Nichts ein kleines Podium aufgebaut ist, auf dem heute Abend hochkarätig darüber diskutiert wird, ob und wie Innenstädte die Marktplätze des 21. Jahrhunderts sein können.
Angesichts der zunehmenden Leerstände in unserer Duisburger City, in der selbst Einkaufszentren wie die Königsgalerie um jeden Mieter kämpfen müssen und es durch die Corona-Pandemie eine noch stärkere Hinwendung zu Homeoffice und Online-Shopping gibt, ist das eine berechtigte Frage. Wem gehört der öffentliche Raum, wie sollen wir ihn zukünftig gestalten und wie können und wollen wir in ihm leben und arbeiten?
Einen sterbenden Riesen nennt Bernd-Claas Gesterkamp den Veranstaltungsort, das leer stehende C&A-Warenhaus an der Münzstraße in Duisburg. Eckig, störrisch, groß! Aber er fügt auch lachend hinzu, man müsse das von der positiven Seite betrachten, die Chancen darin sehen. Jede Immobilie kann irgendetwas besonders gut, man müsse nur die richtige Geschichte erzählen.
Daraus erwuchs die Idee des KUBIKK, die aus diesen leeren Flächen eine mixed-used Immobilie machen soll. Gesterkamp erzählt diese Geschichte auf seiner Website so: "Wir wandeln den introvertierten Riesen in ein vielfarbiges architektonisches Ereignis um." Auch ich habe sie in meinem Blog bereits aufgegriffen. Heute geht es aber nicht nur um ein einzelnes Gebäude im Häusermeer. Heute geht es um die Entwicklung der Duisburger Innenstadt insgesamt.
Vielleicht kann der ausgesuchte Veranstaltungsraum trotzdem Symbol für die gestellten Fragen und ihre möglichen Antworten sein. Hier gibt es eine gute Aussicht auf die Schokoladenseiten der City. Das Rathaus samt Burgplatz zum Beispiel. Die Münzstraße und den Calaisplatz mit Anbindung an den Hafen ...
Leider sind diese Orte mehr Park- denn Marktplätze und attraktive Möglichkeiten zum Verweilen fehlen. Dabei solle man herausheben, was eine Stadt einzigartig macht, schlägt Bauministerin Scharrenbach vor und auch Wirtschaftsdezernent Haack spricht davon, Flächen eher zu reduzieren und stattdessen auf Qualität zu setzen. Gute Ideen! Aber sie müssen auch umgesetzt werden.
Das brauche Zeit, weiß Funke von Fokus Development, der bereits das Forum geplant und nun z. B. die Torhäuser an der Düsseldorfer Straße realisiert.
Aber man müsse auch das, was man bereits hat besser "verkaufen", meint eine Zuhörerin und ein anderer möchte klären, ob man nicht grundsätzlich dezentraler denken solle, die Stadtteilzentren fördern, Wege verkürzen, denn vielleicht gibt es sie ja gar nicht mehr, die eine zentrale Innenstadt. Vielleicht ist auch sie zu störrisch und groß wie dieses Gebäude.
Am Ende der Diskussion gibt es viele unterschiedliche Haltungen und genauso viele gute Impulse. Bleiben wir also positiv und versuchen weiterhin geduldig an die Chance zur Veränderung zu glauben.
Fotos: Verena Meyer/Karsten Quabeck
https://gesterkamp.com/wir-transformieren-ein-15-000qm-warenhaus-in-duisburg/
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